Die Geschichte des Akkordeons

 

Seine Erfindung und Entwicklung

acc piano clavierWer hat das Akkordeon erfunden? Die Antwort auf diese häufig gestellte Frage lautet: Niemand. Es hat nie jemanden gegeben, der in seiner Werkstatt "das Akkordeon erfand". Seine verschiedenen Teile haben alle ihre eigene Geschichte, und viele Instrumentenbauer haben dazu beigetragen, dass sich daraus das heutige Akkordeon entwickeln konnte.

Seinen Namen hat es erhalten, weil nur ein Knopfdruck nötig ist, um einen harmonischen Akkord zu erzeugen. Für den Klang der Einzeltöne und Akkorde sind Zungen zuständig, die durch Luftströme in Schwingung versetzt werden. Diese Luft wird durch einen Balg bewegt, und dieser Balg wird von Hand bedient.

Instrumente mit diesen Eigenschaften nennt man Harmonikas, Instrumente mit durchschlagenden Zungen Balginstrumente oder Handzuginstrumente, je nachdem, welche Eigenschaft im Vordergrund steht.

Enge Verwandte des Akkordeons sind zum Beispiel das Bajan, das Bandoneon und die Concertina.

1829 erfand Cyrill Demian das Accordion als erstes Instrument, das jede dieser vier Eigenschaften besaß. Es hatte äußerlich noch wenig Ähnlichkeit mit dem heutigen Akkordeon, wird aber als die Erfindung betrachtet, aus der es entstanden ist.

Frühe Stimmzungen-Instrumente

Im Jahre 1821 erfanden Häckel in Wien und kurz nach ihm Buschmann in Deutschland mundgeblasene Instrumente aus der Familie der Freistimmen-Balginstrumente. Buschmann fügte ein Jahr später Blasebälge und eine Knopftastatur hinzu um seine "Handaeoline" herzustellen, die wahrscheinlich der erste klar erkennbare Vorfahre des modernen Akkordeons ist.

1829 fügte Demian dem Baß weitere Akkorde zu und patentierte es als ein "Akkordeon".

Von 1830 an stellten Charles Buffet in Belgien und Fourneau & Busson in Frankreich ein Akkordeon her, das 10 bis 12 Oberstimmen und zwei Baßknöpfe hatte. Demian stellte auch eine Sorte von Akkordeons her die er "Handharmonika" nannte.

Es scheint als hätte das Akkordeon erst ungefähr in den 1850ern einen vollen, jede Note enthaltenden (chromatischen) Notenbereich besessen.

Wheatstone in England hatte 1829 seine "Concertina" erfunden und entwickelte sie über die nächsten Jahrzehnte weiter, er fügte ihr jedoch keine Klaviertastatur zu.
 
Das Hinzufügen dieser Art von Klaviatur wurde von Busson getan und er nannte das Resultat: "Orgelakkordeon". 1859 hatte dieses eine drei-Oktaven-Tastatur mit Oberstimmen. Beide, die Wheatstone Concertina von 1844 und das Akkordeon hatten einen Einheitston, d.h. sie waren nicht diatonisch oder nur in einer Tonart. Es hat den Anschein, daß die Entwicklung und Popularität der Wheatstone Concertina die Akzeptanz der anderen Arten von Piano Akkordeons in England verlangsamte, zumindest bis zum 20.Jahrhundert.

Die Akkordeon-Hersteller

Die Akkordeonherstellung begann in den 1860ern. Viele der großen Markennamen sind noch heute wohlbekannt. Stahlbässe wurden von Hohner 1857 in der Trossingener Fabrik eingeführt. Soprani folgte 1872 in Castelfidardo und Dallape 1876 in Stradella. Zum Anfang des 20. Jahrhunderts war ein Baßsystem entwickelt worden, das Noten und Akkorde in ähnlicher Weise wie der moderne Stradella Bass verwendete.

Die Entwicklung des modernen Akkordeons setzte sich fort, ständig wurden ihm Verfeinerungen hinzugefügt und Ende des 19. Jahrhunderts wurde für eine Reihe von Varianten das Patent angemeldet.

Die "Chromatina", entwickelt in Bayern von G. Mirwald hatte vier Oktaven und Klangregister.

Das "Autophon", patentiert 1880 in New York, funktionierte automatisch mit Pappstreifen - mehr oder weniger wie eine "Pianola".  

Das Bandoneon, eine große viereckige Art von Concertina wurde von Heinrich Band in den 1840ern entwickelt. Es ist noch immer sehr populär in Argentinien und wird derzeit in Europa immer populärer.

Die Flutina-Polka, patentiert in 1851 von Busson hatte zwei Register von Stimmzungen.

1854 patentierte Leterne von Paris ein ähnliches Instrument nur mit einem zweiten Satz Stimmzungen, leicht anders gestimmt als die erste. Es war das erste Musette gestimmte Akkordeon.

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 Eine Concertina  Ein Bandoneon Ein Bajan

Entwicklung

Akkordeonisten finden es sicher interessant, daß der Begriff "Musette" im Wörterbuch der Musikinstrumente als Oberbegriff für kleine Dudelsäcke definiert ist.

Mehrere Varianten und Modifikationen über die erwähnten hinaus wurden im 19 Jahrhundert zum Patent angemeldet, das schließt sogar ein Pedalenakkordeon ein !

Die Merkmale, die die Jahre überdauert haben und in modernen Akkordeons beibehalten wurden, machen es zu einem sehr vielseitigem Instrument. Diese Merkmale ermöglichen das Spielen von Werken geschriebenen für das Akkordeon und Transkriptionen von Werken die ursprünglich für andere Instrumente geschrieben wurden.

In den letzten Jahren ist die Verwendung von MIDI und Elektronik zum wichtigen Bestandteil in der Akkordeon Entwicklung geworden.

Das Stimmung

accordage acc diatEs gibt zwei Hauptmöglichkeiten ein Akkorden zu stimmen: "straight" stimmen und "Musette" stimmen. Die meisten modernen Akkordeons besitzen drei oder vier Sätze von Oberstimmen-Stimmzungen und vier oder fünf Sätze von Baß-Stimmzungen; das ermöglicht drei oder vier Stimmen für jede Note auf der Oberstimmentastatur. Die gewöhnliche Anordnung für ein vier-Stimmzungen-Instrument ist zwei Stimmzungen auf vorgeschriebener Tonlage, eine Durchschlagzunge eine Oktave höher und eine Durchschlagzunge eine Oktave niedriger.

In einem "straight" gestimmten Instrument sind diese Oktaven Durchschlagzungen fast genau eine Oktave auseinander gestimmt..

Ein Musette gestimmtes Akkordeon hat eine Durchschlagzunge gestimmt nach festgelegter Tonlage, eine Durchschlagzunge eine Oktave niedriger und die anderen zwei Durchschlagzungen sind ein etwas höher und die anderen etwas tiefer zu den Durchschlagzungen in festgelegter Tonlage gestimmt. Das produziert den charakteristischen französischen Musette Klang..

Elektronik und MIDI

accordeon midiDie allerneueste Entwicklung ist der Zusatz von MIDI zu konventionellen Akkordeons gewesen. Mit einem Minimum an Modifikation und Gewichtszunahme können Akkordeons mit MIDI Kontakten ausgestattet werden, die es dann erlauben eine MIDI kompatible Klangausrüstung "anzusteuern". Das beinhaltet Synthesizer, Orgeln, elektronische Klangmodule und elektronische Klaviere.  Druckventile sind entwickelt worden, die es ermöglichen die elektronischen Klängen zu ändern und mit dem Balgdruck zu kontrollieren. Ähnlich wie die Kontrolle der Stimmzungen, auch hier wird die Lautstärke vom Druck des Blasebalg bestimmt. Das MIDI Akkordeon behält seine Durchschlagzungen und so bleibt der Akkordeon Klang erhalten, da er entweder mit oder ohne begleitende elektronische Töne reproduziert werden kann.

Die Zukunft

Der Klang und die Akustik konventioneller Akkordeons wird weiterhin verfeinert, und noch leichteres Material wird für sie benutzt. Es ist nicht absehbar, wohin das führen wird, aber eines ist sicher, das heutige und zukünftige Akkordeon wird eine ganze Menge mehr können als die Modelle des 19. Jahrhunderts, aus denen es sich entwickelte.